Auf der Bühne gescheitert und gewonnen

41 % der Menschen sollen Angst haben, vor Menschen zu reden. Das sagt eine Studie von 2013 aus. Dabei ist der Schritt auf die Bühne ein kleiner mit großen Perspektiven. Der Schritt ist natürlich gefühlt viel viel größer. Warum das so ist? Vielleicht ist es Scham. Vielleicht ein negatives Erlebnis in früheren Jahren oder der Kindheit. 41% ist eine Hausnummer. 2001 bei einem Rhetorikseminar wollten von 12 Seminarteilnehmern sechs gleich wieder nachhause fahren, als sie die Kamera beim Betreten den Seminarraums sahen. Die Kamera stand einsam vor den Tischen und Stühlen. Sie tat uns nichts. Trotzdem flößte sie der Hälfte des Seminars Angst und Schrecken ein.

 

Woher kommt das? 

 

Mir geht es nicht um wissenschaftliche Forschungen. Mein Interesse ist, Menschen zur Rhetorik zu bringen. Auf der Bühne vor Menschen zu sprechen ist ein wahnsinnig gutes Gefühl. Es macht einen unwahrscheinlich großen Spaß, anderen Menschen von der Bühne aus seine Meinung und seine Botschaften zu offerieren.

 

Dass Menschen Lampenfieber haben, nervös sind und der Magen Achterbahn fährt, ist normal. Mir geht und ging es nicht anders. Wenn Du dann auf der Bühne gescheitert bist und dadurch eine Wahl verlierst, weisst Du, was die Stunde geschlagen hat. Nicht das eine Wahl verloren ging, war das Problem. Das ist mir öfter passiert, auch mit einer sehr guten Performance auf der Bühne. Das Ereignis fand 1993 in der Stadthalle Bonn-Bad Godesberg statt. Es ging um die Wahl zum stellv. Bundesjugendleiter einer großen deutschen Gewerkschaftsjugendorganisation. Die Bewerbungsrede, die ein totales Desaster war, war der Anfang vom Ende. Der rote Faden ging verloren, ich verhedderte mich und stieg durch meine Notizen nicht mehr durch. Selbst schuld wird der/die eine oder andere jetzt sagen. Nur war das Erlebnis damals sehr schmerzhaft. Das Wahlergebnis mit einem Unterschied von 144 Stimmen zum Mitbewerber spricht Bände. Das musst Du erstmal verdauen. Es ist nicht damit getan, abhaken und weiter. So etwas verfolgt Dich. Wenn Du das nächste Mal auf die Bühne gehst, denkst Du unweigerlich daran zurück. Dass das bremst, ist einleuchtend. Es gab damals zwei Möglichkeiten. Entweder mein Schneckenhaus oder die Analyse, was passierte.

 

Hätte ich mich in mein Schneckenhaus verkrochen, wäre der künftige Schmerz nicht vermieden, sondern verlagert worden. Irgendwann kommt die nächste Situation, die Bühne zu betreten. Wir versuchen den kurzfristigen und greifbaren Schmerz zu vermeiden. Der spätere Schmerz ist weit weg. Den haben wir im Moment nicht im Blickfeld. Daher war es für mich besser, erstmal in den Schmerz zu gehen. Damit wurde späterer Schmerz vermieden und Freude gewonnen. Freude auf die Bühne zu gehen und vor Menschen zu reden. Das Prinzip der Menschheit ist, Schmerz vermeiden und Freude gewinnen.

 

Daher war die richtige Option, mich zu hinterfragen:

  1. Wie ist die Situation?
  2. Wie hätte die Situation sein sollen?
  3. Was ist schief gelaufen?
  4. Was ist zu tun, um das Ganze beim nächsten Mal besser und anders zu machen?
  5. Gehe in die Umsetzung

Die Antworten dazu:

  1. Wahl verloren, Bewerbungsrede verhauen, das Selbstbewusstsein für die Bühne war ramponiert
  2. Die Wahlen gewinnen und die spannende Funktion als stellv. Bundesjugenleiter ausfüllen. Ein Amt mit Einfluss und der Möglichkeit, viel für den Verband zu bewegen. Zudem sicher und souverän Reden vor Menschen halten.
  3. Mangelnde Vorbereitung, das politische Spiel auf der Ebene unterschätzt, kaum Werbung für meine Kandidatur gemacht, rhetorisch unvorbereitet und nicht mit den notwendigen Werkzeugen ausgestattet, um zu bestehen
  4. Rhetorikseminare besuchen, Reden, Reden, Reden, immer zu Wort melden, die Eigenheiten des politischen Geschäfts kennenlernen, in Gremien mitarbeiten, um sich bekannt zu machen etc.
  5. Alles von Punkt 4 umsetzen. 

Das führte dazu, 2001 in die Funktion gewählt zu werden, die mir 1993 nicht vergönnt war.

 

Redeangst zu haben, sich unwohl vor einer Rede zu fühlen, kannst Du nachvollziehen, wenn Du auf der Bühne gescheitert. bist. Das ist mir passiert. Das Schneckenhaus ist für mich keine Option. Fehler können passieren. Wenn wir scheitern und die richtigen Schlüsse ziehen, machen wir keinen Fehler zweimal. Auf der Bühne zu scheitern, Fehler zu machen passierte mir öfter. Trotzdem rede ich gerne vor Menschen.

 

Meine gesammelten Erfahrungen gebe ich gerne weiter. In vielen Redeabenden bei Toastmasters und jetzt in eigenen Workshops gebe ich weiter, was ich gelernt habe. Mir ist wichtig, dass Menschen zur Rhetorik kommen und mit Spaß und Freude vor Menschen reden. Wenn Du mehr über meine Workshops erfahren willst, gehe gerne auf meine Seite Redestolz.

 

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Jens-Uwe Adler

Redestolz

 

 

Foto: © 2021 Lightrooms

 

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