Stellen Sie sich folgende Situation vor. Sie sind an Ihrem Arbeitsplatz eingetroffen. Kurz vor dem entscheidenden Meeting über den Fortgang ihres Projektes werden Sie von Ihrem Chef gebeten, die Präsentation zu übernehmen. Der zuständige Mitarbeiter ist leider kurzfristig erkrankt. Was passiert jetzt? Die Bitte Ihres Chefs schlägt ein wie eine Bombe. Tausend Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf. Sie haben zwei Möglichkeiten. Sie versuchen noch aus der Nummer heraus zu kommen. Oder Sie stellen sich der Herausforderung.
Was sagen Sie, wenn Sie sich auf so eine Situation vorbereiten könnten?
Aus dem Stegreif?
Laut Wikipedia ist Stegreif eine veraltete Bezeichnung für den Steigbügel eines Reiters. Gebräuchlich ist das Wort nur noch in der Redewendung „aus dem Stegreif“ und in Komposita wie Stegreifaufgabe, Stegreifentwurf, Stegreifkomödie, Stegreifrede, Stegreifspiel, Stegreiftheater und Stegreifübersetzung. Ein „Stegreif“ ist ursprünglich also eine Seilschlinge, die man zum Aufsteigen benutzte. „Aus dem Stegreif“ bedeutet wörtlich: ohne vom Pferd zu steigen, im übertragenen Sinn: ohne lang nachzudenken, unvorbereitet, extemporiert, improvisiert.„Stegreif“ hieß außerdem ein Bauteil der mittelalterlichen Armbrust, das den Ladevorgang vereinfachte: ein steigbügelähnlicher Metallbügel am vorderen Ende der Waffe, in den der Schütze einen Fuß setzte und so die Hände frei hatte, um die Sehne zu spannen. Da die Herkunft des Wortes weithin unbekannt ist, wird „Stegreif“ – passend zu den ähnlichen Redewendungen „aus dem Stand“ und „aus der Luft gegriffen“... (https://de.wikipedia.org/wiki/Stegreif).
Die Stegreifrede!
Eine Rede ohne Vorbereitung wird als Stegreifrede bezeichnet. Anders ausgedrückt eine Spontanrede. Selbst vor Menschen zu reden ohne Vorbereitung, kann uns alltäglich passieren. Wenn wir bisher mit Reden vor Menschen wenig zu tun hatten, wirkt die Bitte umso stärker. Unsere Reaktionen sind Hektik, Panik, Schockstarre, Flucht, Nervosität, Unruhe und Streß.
Die erste Überlegung ist meistens, wie komme ich aus der Nummer heraus. Mir wird auf einmal schlecht und ich fahre zum Arzt. Das nimmt uns keiner ab.
Ich gehe einfach nicht zum Meeting. Auch keine gute Idee. Die Reaktion des Chefs wird nicht lange auf sich warten lassen.
Das Schneckenhaus ist in dem Fall keine empfehlenswerte Reaktion.
Wir sollten uns der Situation stellen.
Auf solche spontanen Redesituationen können wir uns in einem gewissen Maße vorbereiten. Richtig, auch wenn sich das im ersten Augenblick unmöglich anhört. Wir sind sicher nicht explizit direkt auf eine spontane Frage oder Bitte vorbereitet. Wir können uns jedoch mit verschiedenen rhetorischen Tools auf so eine Situation vorbereiten. Damit wir nicht völlig nackt dastehen. Politikerinnen und Politiker stehen oft vor solchen Situationen. Die richtige Reaktion hat mit rhetorischen Fertigkeiten, Schlagfertigkeit und Fachwissen über die Themen zu tun. Je mehr wir in der Firma über unser Projekt oder im Verkauf über unser Produkt wissen, desto besser reagieren wir auf überraschende Situationen. Wenn wir die richtigen rhetorischen Tools im Köcher haben, meistern wir unvorbereitete Situationen umso besser.
Wie bereite ich mich auf eine Stegreifrede vor?
Wenn wir eine Bitte für eine spontane Präsentation oder Frage bekommen, sind wir erstmal überrascht. Die falsche Reaktion ist, gleich loszureden wie ein Wasserfall. Wenn uns z.B. ein Vorgesetzter eine unangenehme Frage stellt und wir unseren Wortschwall unkontrolliert an frische Luft setzen, sagen wir u.U. Sachen, die wir lieber nicht gesagt hätten.
Daher ist die wichtigste erste Reaktion: Zeit gewinnen.
Zeit gewinnen wir durch Pausen, Rückfragen, Verständnisfragen und z.B. durch eine Wiederholung der Bitte oder Frage. Wir verschaffen uns damit Zeit, um uns zu sammeln, zum nachdenken und überlegen. Gerade wenn wir durch einen Vorgesetzten ,,zur Rede" gestellt werden, sollten wir erst Zeit gewinnen, überlegen und dann reden. Wenn wir erst reden, kann das auch für uns nachteilig ausgehen. Ich bezeichne diese Situation gerne als Stegreifgespräch, wenn wir ,,zur Rede" gestellt werden.
Auch für die Stegreifrede selber ist das praktikabel, erst einmal Zeit zu gewinnen. In der weltweitvernetzten Rhetorikorganisation Toastmasters International gehören Stegreifreden zum alltäglichen Programm. Hier können Sie üben, üben, üben. Stegreifreden zu trainieren schult die Kreativität, Spontanität und Schlagfertigkeit. Zudem begegnen wir solchen unvorbereiteten und spontanen Situationen viel gelassener.
Struktur in der Stegreifrede
Wichtig ist aus meiner Sicht, die richtige Struktur parat zu haben. Wir alle wissen, dass eine Rede in Eröffnungsteil - Mittelteil - Schlussteil gegliedert werden soll. Damit sind unsere Zuhörerinnen und Zuhörer aufmerksamer, interessierter und der Spannungsbogen kommt besser zur Geltung. Für die Stegreifrede empfiehlt sich auch eine Struktur. Dann ist unser Gegenüber bei uns und wir verkaufen uns besser.
Eine einfache Struktur, mit der wir immer gut in der Stegreifrede beraten sind, ist Gestern - Heute - Morgen. Wir starten unsere Rede z.B. mit einem Ereignis in der Vergangenheit (Gestern). Als nächsten Punkt führen wir die aktuelle Situation vor Augen (Heute) und wagen zum Abschluss einen Ausblick in die Zukunft (Morgen). Zum Abschluss können wir noch eine Appell, eine Handlungsaufforderung oder Botschaft in der Gegenwartsform bringen (Profi-Tipp).
Beispiel für eine Stegreifrede:
Nehmen wir mal an, Sie sind im Hamburger Hafen an der Peking (Viermastbark im Hamburger Hafenmuseum) und sollen über die Peking eine Stegreifrede halten. Die Rede könnte z.B. so aussehen.
Frage: Was fällt Ihnen zum Thema Peking ein?
Antwort: Sehr geehrter Herr .... Sie haben mich gefragt, was mir zur Peking einfällt. Herzlichen Dank für die Frage.
Sie meinen sicher das wundervolle Schiff, was hinter uns am Anleger beim Hafenmuseum liegt. Über die chinesische Hauptstadt Peking kann ich Ihnen wenig sagen.
Die Peking war einst der größte Lastensegler der Welt. Sie lief 1911 hier in Hamburg vom Stapel und war auf den ganzen Weltmeeren zuhause. 2020 wurde sie im Rahmen einer großen Rückholaktion von New York zurück nach Hamburg geholt. (Gestern)
Heute dient die Peking im Hafenmuseum Hamburg als wichtiger Beitrag, um die Geschichte der Seefahrt sichtbar zu machen. (Heute)
In Zukunft ist die Peking ein wichtiger Bestandteil im Hafenmuseum, um vielen Menschen einen Blick in die Geschichte der Seefahrt und den Lebensbedingungen an Bord in den Jahren 1911 bis 1970 zu gewähren. Viele Touristen und Schulklassen werden an der Peking viel Freude haben. (Morgen)
Berichten Sie über die Peking. Ein Besuch lässt die Herzen höher schlagen. (Appell bzw. Handungsaufforderung)
Stegreifrede sichtbar machen
Wenn wir die Stegreifrede mit der Struktur Gestern - Heute - Morgen auf der Bühne vor Publikum halten, könnten wir mit Positionswechseln arbeiten. Damit wird die Rede für die Zuhörer greifbarer. Sie können die Struktur besser nachvollziehen und sich in die Rede hineinversetzen. Die Aufmerksamkeit wird größer. Die meisten Menschen werden in den wenigsten Fällen eine Rede vor Publikum halten. Das Bild veranschlaulicht, wie die Struktur mit Unterstützung von Körpersprache stärker zur Geltung kommt. Sie starten in der Mitte, nehmen zum Publikum Blickkontakt auf. Sie machen eine Pause. Dann starten Sie Ihre Rede. Wenn Sie den Aspekt Gestern bringen, gehen Sie aus Ihrer Sicht nach Rechts. Kommen Sie zum Aspekt Heute, gehen Sie wieder in die Mitte. Für die Zukunft wechseln Sie aus Ihrer Sicht nach Links. Zum Abschluss wechseln Sie wieder in die Mitte. Das Publikum nimmt Ihre Rede andersrum war (Gestern (links) - Heute (Mitte) - Morgen (rechts). Das Publikum nimmt chronologische Abfolgen gerne von links nach rechts wahr. Um eine gute Wirkung zu erzielen, sollten Sie auf der Bühne mit der Struktur Gestern - Heute - Morgen immer andersherum an die Sache herangehen.
Kennst Du die Situation, auf einmal im Rampenlicht zu stehen?
Du wirst von Deinem Abteilungsleiter gebeten, das neue Projekt vorzustellen. Nicht zwei Wochen vorher, sondern 5 Minuten vor dem Meeting.
Was geht in dem Moment in Dir vor?
Du wirst nicht erfreut sein. Wenn Dich Dein Abteilungsleiter rechtzeitig informiert hätte, wärst Du vorbereitet. Jetzt heißt es, unvorbereitet in ein Meeting zu gehen und präsentieren. Das ist eine Situation, die wir uns nicht wünschen. Hast Du das schon mal erlebt?
Du wirst keine Freude verspüren.
Meistens erleben wir das Gefühl von Flucht, Kampf und Schockstarre. Wir sind wie gelähmt.
Und nun?
Es gibt zwei Möglichkeiten.
Ziehen wir uns in unser Schneckenhaus, gelten wir als Loser. Sich jetzt Ausreden zu suchen, wirkt nicht souverän und unsicher. Die Kolleginnen und Kollegen bilden sich daraufhin ihre Meinung. Bei den Vorgesetzten kommt eine Flucht auch nicht gut an. Zudem geben wir ein Bild ab, was wir gerne vermeiden.
Die zweite Möglichkeit ist deutlich besser. Die Situation annehmen. Innerhalb von fünf Minuten lässt sich ein Bericht über ein Projekt nicht mehr vorbereiten. Das vorhandene Wissen sollte in dem Meeting präsentiert werden. Ein paar Sätze zum Ablauf und Zwischen stand des Projekts schaden nicht. Auf jeden Fall sollte auch darauf hingewiesen werden, dass Herr Meyer tiefer involviert ist und für Fragen zur Verfügung steht. Zudem sollte auch gesagt werden, warum er an dem Meeting nicht teilnehmen kann. Mehr geht einfach nicht. Wenn erwähnt wird, dass Du kurzfristig eingesprungen bist, ist alles im grünen Bereich. Es darf nur nicht der Eindruck entstehen, dass Du völlig überrascht und konsterniert wirkst.
Wenn Du mit einem Redewunsch überfahren wirst?
2003 wurde ich mal bei einer Jahreshauptversammlung meines Gewerkschaftsortsverbandes überrascht. Bei Ankunft im Tagungslokal meinte der Vorsitzende zu mir: ,,Ich habe Dich auf die Tagesordnung gesetzt. Du kannst ein paar Worte aus Deinem Arbeitsbereich erzählen." Auf die Frage, warum er mir das nicht früher mitgeteilt hatte, kam ein ,,ich habe nicht mehr daran gedacht". Wenn ich hier eine Rede abgelehnt hätte, hätte das kein gutes Licht auf mich geworfen. Nach ein wenig Vorbereitungszeit informierte ich die anwesenden Kollegen und Kolleginnen über meine Arbeit. Ich hatte damals in meiner Gewerkschaft einen Verantwortungsbereich in der Bundesorganisation. Du bist in dem ersten Moment erstmal perplex. Du hast da nicht mit gerechnet und der Kopf fängt spontan an zu arbeiten. Mal davon abgesehen, dass mich der Vorsitzende testen wollte, sind das im ersten Augenblick keine schönen Situationen.
Davor sind wir nicht sicher!
Diese oder ähnliche Situationen können uns alltäglich passieren. Auch auf oder vor Familien- oder Geburtstagsfeiern sind wir vor solchen Überraschungen nicht gefeit.
Das ist der Ritt auf der Rasierklinge oder der Marsch durchs Minenfeld. Irgendwann sind wir dran und müssen eine Rede halten. 41% der Menschen haben nach einer Erhebung aus 2013 Angst, vor Menschen zu reden. Wenn dann noch eine Bitte für eine spontane Rede dazukommt, ist der Ofen aus. Allein die Nachricht versetzt uns in Schockstarre. Wir sind sprachlos. Wir geraten ins Schwitzen. Unsere Gedanken suchen einen Ausweg. Wenn Du noch nie eine Rede gehalten oder Übung darin hast, wirkt die Frage umso schlimmer.
Wäre es nicht klasse, darauf vorbereitet zu sein?
Mein Tipp: Wenn Du die Chance hast eine Rede zu halten. Nimm die Herausforderung an. Eine Rede ist kein Hexenwerk. Ich glaube, dass jeder eine Rede halten kann. Besinn Dich auf Dich und Deine Werte. Zeige Haltung gegenüber dem Menschen, der Dich fragt und Deinem Publikum. Wenn Du den Applaus Deiner Rede erntest, wirst Du stolz auf Dich sein. Du wirst stolz darauf sein, die Chance genutzt zu haben. Du wirst stolz auf ein wunderschönes Gefühl und Erlebnis sein.
Genieße Deinen Applaus. Sei stolz auf Dich. Erlebe Deinen Redestolz.
Jens-Uwe Adler
In der Mitte treffen sich alle. In der Politik wird gerne die Mitte hervorgehoben. Im Fußball spielt sich das Meiste im Mittelfeld ab. In der Rede hat der Mittelteil mit ca. 80% den größten Anteil. Die Mitte wird in der Präsentation zwischen Anfang und Ende behandelt. genauso ist das in der Vorbereitung einer Rede. Gewöhnlich fangen wir in der Planung mit der Botschaft an und legen zum Schluss den Einstieg fest. „Der Schlüssel zu einer guten Rede lautet: Man braucht einen genialen Anfang, einen genialen Schluss und möglichst wenig dazwischen (Peter Ustinov).
Das Zitat widerspricht anscheinen der These, dass ca. 80% einer Rede den größten Anteil im Mittelteil hat. Der Mittelteil ist der Teil, der am wenigsten in Erinnerung bleibt. Warum verpulvern wir den größten Anteil an einer Stelle, die die Wenigsten hinterher noch im Gedächtnis haben.
Die Einleitung ist wichtig, um in die Rede reinzukommen. Zudem erregen wir Aufmerksamkeit, damit unser Publikum an unseren Lippen hängt. Wenn wir eine gute Einleitung hingelegt haben, sind die Zuhörer*innen gespannt, was als nächstes kommt. D.h. dass wir den Spannungsbogen in der Rede ziemlich hoch halten. Dadurch bleibt die Aufmerksamkeit beim Publikum. Wenn die Spannung abfällt, verlieren wir unser Publikum.
Warum ist der Mittelteil so wichtig?
Hier wird der Grundstein für die Botschaft, Handlungsaufforderung oder den Appell gelegt. Im Mittelteil erfolgt die Beweisführung. Wir argumentieren, überzeugen unser Gegenüber und nehmen ihm/ihr durch die Einwandvorwegnahme den Wind aus den Segeln. Beweisführung heißt u.a., ein Argument mit Beispielen und/oder Zahlen-Daten-Fakten zu untermauern. Glaubwürdiger erscheint ein Argument, wenn wir mit einer eigenen Geschichte punkten. Storytelling ist ein zentraler Bestandteil einer Rede. Wir haben mit einer Story die Chance, unser Publikum emotional für unsere Sichtweise, unsere Lösungsvorschläge zu beeinflussen. Im Mittelteil haben wir auch die Möglichkeit, ein Problem aufzugreifen und schrittweise verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Wir zeigen die verschiedenen Aspekte auf und schlagen am Ende die aus unserer Sicht beste Lösungsmöglichkeit vor. In einer Informationsrede liefern wir im Mittelteil Informationen und untermauern diese auch mit Beispielen, Fakten und/oder Storys.
Der Mittelteil einer Rede könnte folgendermaßen aufgebaut sein:
Diese Struktur habe ich von Deutschlands bekanntestem Rhetoriktrainer Michael Ehlers. Es gibt natürlich mehrere Möglichkeiten. Nach dieser Struktur beginnt der Mittelteil mit Fakten, mit einer Definition und/oder Problemschilderung. Die Zuhörer werden mit dem Thema verknüpft. Die Zuhörer haben nach Punkt 1 ein Gefühl für das Thema und haben die Grundlage, weiter zu folgen. Punkt 2 zeigt die Folgen auf, wenn ein Problem nicht gelöst wird. Damit erreichen wir, dass unser Publikum gebannt auf einen Lösungsvorschlag von uns wartet. ,,Der da vorne schildert uns ein Problem. Er sagt uns, was passiert, wenn nichts passiert. Dann wird der doch auch eine Lösung haben, damit nicht das passiert, wenn nichts passiert." Sonst wären wir unglaubwürdig, Schaumschläger, legen den Finger in die Wunde, wollen sie uns aber nicht verbrennen. Wenn wir ein Problem ansprechen, wollen wir auch den Weg zur Lösung aufzeigen. Sonst brauchen wir das Problem in unserer Rede nicht ansprechen. Wenn wir eine zweite Lösungsmöglichkeit im Köcher haben, können wir unser Publikum mit einer Argumentationskette besser von unserer Lösung überzeugen. Dabei sollten wir natürlich die Vorteile der einen zur anderen Lösungsmöglichkeit herausstellen. Werden von anderer Seite Einwände erwartet, sprechen wir die an. Die Einwandführer sind entwaffnet. Haben wir unser Publikum von unserer Richtung überzeugt, geht es im nächsten Schritt (Punkt 4), unsere Lösungsmöglichkeit noch einmal zu untermauern. Wir geben die weitere Richtung vor und ein Ziel aus. Mit einem knackigen Satz beschreiben wir unseren Weg.
80% sind eine Ansage. Der Mittelteil bereitet auf den Schlussteil vor. Wie wollen wir unsere Botschaft an den Mann oder die Frau bringen, wenn wir keine Argumente geliefert haben. Wir überzeugen. Wir wollen, dass unser Publikum unseren Weg mitgeht. Das geht nur, wenn wir gut argumentieren, Gegenargumente entkräften und eine glaubwürdige und überzeugende Beweisführung an den Tag legen.
Jens-Uwe Adler
Redestolz
Foto: Ariane Hessenius
Seit Dezember bin ich mit meiner neuen Webseite https://redestolz.de am Start. Seit 2015 habe ich bei Toastmasters viel gelernt. Jetzt ist es an der Zeit, mein Wissen weiterzugeben. Die beste Möglichkeit dazu sind Workshops. Auf meiner neuen Seite findest Du alles, was das Herz begehrt. Angefangen vom Smart-Starter zum reinschnuppern über die Masterclass-Kurse Bronze - Silber - Gold. Wenn Du es eilig hast und zeitnah eine Rede halten musst kannst Du auch das PowerPack-Weekend buchen. Da gehe ich ganz individuell auf Deine Wünsche ein.
Mehr erfährst Du auf meiner neuen Seite https://redestolz.de
Zum Beispiel findet nächsten Mittwoch im Niedorfer Berenberg-Gossler-Haus der Smart-Starter zum Auftakt statt. Zum Start nur 39€.
Am 11. August 2021 fand der große iRhetorik-Wettbewerb in der Jochen-Schweizer-Arena in München statt. Mit meiner Rede: ,,Dein Schneckenhaus ist keine Option" gelang mir mit Platz 3 der Sprung aufs Treppchen. Überglücklich nach vier Wochen Arbeit mit einer Virtual Reality Brille für Rhetoriktraining (VR Brille) stieg meine Freude ins unermessliche. Besonderer Dank gilt hier Michael Ehlers und Jochen Schweizer (Bild rechts und links) für die Organisation des Seminars iRhetorik.
In vier Wochen Onlinetraining mit zwei Präsenzterminen in München hatte ich mit anderen TeilnehmernInnen die Chance, mit einer VR Brille die vermittelten Inhalte des Seminars zu üben und zu verarbeiten. Meine Begeisterung für die Brille kennt keine Grenzen. Zu jeder Zeit an jedem Ort ist ein Training möglich. Je öfter die Chance zum Training besteht, desto größer die Möglichkeit, zu wachsen und sich zu verbessern. Auch nach dem Seminar werde ich weiter auf die Brille als zusätzlichen Baustein für mein Rhetoriktraining setzen. Der zweite
Präsenztag am 11. August stand ganz im Zeichen des Wettbewerbs.
Meine Rede hatte die Botschaft, nach einem Scheitern nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sich nicht in sein Schneckenhaus zu verkriechen, sondern aktiv zu werden. Nur wenn wir unser Scheitern analysieren, die richtigen Schlüsse daraus ziehen, werden wir es beim nächsten Mal besser machen. Meine Geschichte enthielt die Geschichte eines Mannes, der bei einer Wahl gnadenlos gescheitert ist. Aufgrund eines niederschmetternden Wahlergebisses war es fraglich, dass dieser Mann jemals wieder die Bühne betritt. Ein misslungener Bühnenauftritt war u.a. ein Grund für das Desaster vor mehr als 25 Jahren.
Am 7. Mai 2021 fand im Rahmen der District-Conference des Districtes 95 von Toastmasters International das DCM (District Council Meeting) statt. Aufgabe der Veranstaltung war es u.a. die Führungsspritze des Districtes (Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen) für das kommende Toastmastersjahr (1. Juli-30. Juni) zu wählen. Mir wird die Ehre zuteil, ein zweites Jahr für die Toastmasters in Norddeutschland Verantwortung zu übernehmen. Meine Wahl als Division-Director löste bei mir eine große Freude aus. Somit darf ich die angefangene Arbeit fortführen und freue mich auf die Arbeit mit dem neuen Team. Die Division A wird um die Clubs Hannover, Braunschweig und Göttingen erweitert. Das macht die Arbeit spannender und vielfältiger.
Toastmasters sind einen große Familie und freuen sich über jedes neue Mitglied. Auch in Deiner Gegend wird es einen Club geben. Mehr erfährst Du auf www.toastmasters.org oder www.toastmasters-95.org.
Am 19.02.21 bin ich an einem Ziel angekommen. Der Distiguished Toastmaster (DTM), die höchste Bildungsauszeichnung bei Toastmasters International wurde mir überreicht. Sechs Jahre über 80 Reden, Tätigkeiten im District 95 (alle Toastmasters in Deutschland, Schweden, Norwegen und Dänemark), Support für viele Clubs, Clubsponsor etc. haben mich auf dem Weg zum DTM begleitet. Unter dem Aspekt, dass nur ca. 2% aller Toastmasters das Ziel DTM erreichen, ist das umso höher zu bewerten. Ich bedanke mich bei allen, die mich auf dem Weg begleitet haben. Zudem motiviert mich der DTM, weiterzumachen und vielen Toastmasters bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen. Wenn Du auch dazugehören willst, schließe Dich einem Club an. Mehr erfährst Du auf www. toastmasters.org oder www.toastmasters-95.org
Am 1. Juli habe ich die Verantwortung für die Division A im District 95 (Toastmasters International) übernommen. Meine Zuständigkeit reicht von Kiel bis Bremen. Im Gegensatz zu meiner Aufgabe als Area-Director im vergangenen Jahr gehören mehr Verwaltungsaufgaben zu meiner Funktion. Als Area-Director noch das Bindeglied zwischen Clubs und dem District, ist die direkte Verbindung zu den Clubs nicht mehr mein Job. Trotzdem freue ich mich auf die Aufgabe und bin mittendrin.
Leider spielt uns Corona in die Karten und die Treffen fanden bisher Online statt. Das tradionelle District Officer Training, eigentlich eine Präsenzveranstaltung, wurde auch über Zoom durchgeführt. Wir hoffen, dass wir uns vielleicht Anfang Februar real treffen können. Nichtsdestotrotz werden ich meine Aufgabe so gut wie möglich meistern. Ich freue mich auf neue Kontakte, neue Möglichkeiten und brenne, mich für unsere Mitglieder auf einer anderen Ebene einzusetzen.
Vielleicht treffen wir uns mal in einem Toastmastersclub.
Jens-Uwe Adler
Division-Director A im District 95
Die freie Rede macht Spaß. Reden müssen wir alle. Ob wir im Meeting, zuhause in der Familie oder vor einem Publikum auf der Bühne stehen und reden. Das ist für mich mittlerweile zu einem Hobby geworden. Ich hatte mich 2015 den Hanserednern in Hamburg angeschlossen und bin kurz danach auch den Cityrednern beigetreten.
Meine Intention ist, mich zu äußern, meine Meinung niederzuschreiben, einen Blog zur Rhetorik bzw. freien Rede aufzumachen und Inspirationen zu geben und zu bekommen.
Mehr über mich findest Du hier.
Stellen Sie sich folgende Situation vor. Sie sind an Ihrem Arbeitsplatz eingetroffen. Kurz vor dem entscheidenden Meeting über den Fortgang ihres Projektes werden Sie von Ihrem Chef gebeten, die Präsentation zu übernehmen. Der zuständige Mitarbeiter ist leider kurzfristig erkrankt. Was passiert jetzt? Die Bitte Ihres Chefs schlägt ein wie eine Bombe. Tausend Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf. Sie haben zwei Möglichkeiten. Sie versuchen noch aus der Nummer heraus zu kommen. Oder Sie stellen sich der Herausforderung.
Was sagen Sie, wenn Sie sich auf so eine Situation vorbereiten könnten?
Aus dem Stegreif?
Laut Wikipedia ist Stegreif eine veraltete Bezeichnung für den Steigbügel eines Reiters. Gebräuchlich ist das Wort nur noch in der Redewendung „aus dem Stegreif“ und in Komposita wie Stegreifaufgabe, Stegreifentwurf, Stegreifkomödie, Stegreifrede, Stegreifspiel, Stegreiftheater und Stegreifübersetzung. Ein „Stegreif“ ist ursprünglich also eine Seilschlinge, die man zum Aufsteigen benutzte. „Aus dem Stegreif“ bedeutet wörtlich: ohne vom Pferd zu steigen, im übertragenen Sinn: ohne lang nachzudenken, unvorbereitet, extemporiert, improvisiert.„Stegreif“ hieß außerdem ein Bauteil der mittelalterlichen Armbrust, das den Ladevorgang vereinfachte: ein steigbügelähnlicher Metallbügel am vorderen Ende der Waffe, in den der Schütze einen Fuß setzte und so die Hände frei hatte, um die Sehne zu spannen. Da die Herkunft des Wortes weithin unbekannt ist, wird „Stegreif“ – passend zu den ähnlichen Redewendungen „aus dem Stand“ und „aus der Luft gegriffen“... (https://de.wikipedia.org/wiki/Stegreif).
Die Stegreifrede!
Eine Rede ohne Vorbereitung wird als Stegreifrede bezeichnet. Anders ausgedrückt eine Spontanrede. Selbst vor Menschen zu reden ohne Vorbereitung, kann uns alltäglich passieren. Wenn wir bisher mit Reden vor Menschen wenig zu tun hatten, wirkt die Bitte umso stärker. Unsere Reaktionen sind Hektik, Panik, Schockstarre, Flucht, Nervosität, Unruhe und Streß.
Die erste Überlegung ist meistens, wie komme ich aus der Nummer heraus. Mir wird auf einmal schlecht und ich fahre zum Arzt. Das nimmt uns keiner ab.
Ich gehe einfach nicht zum Meeting. Auch keine gute Idee. Die Reaktion des Chefs wird nicht lange auf sich warten lassen.
Das Schneckenhaus ist in dem Fall keine empfehlenswerte Reaktion.
Wir sollten uns der Situation stellen.
Auf solche spontanen Redesituationen können wir uns in einem gewissen Maße vorbereiten. Richtig, auch wenn sich das im ersten Augenblick unmöglich anhört. Wir sind sicher nicht explizit direkt auf eine spontane Frage oder Bitte vorbereitet. Wir können uns jedoch mit verschiedenen rhetorischen Tools auf so eine Situation vorbereiten. Damit wir nicht völlig nackt dastehen. Politikerinnen und Politiker stehen oft vor solchen Situationen. Die richtige Reaktion hat mit rhetorischen Fertigkeiten, Schlagfertigkeit und Fachwissen über die Themen zu tun. Je mehr wir in der Firma über unser Projekt oder im Verkauf über unser Produkt wissen, desto besser reagieren wir auf überraschende Situationen. Wenn wir die richtigen rhetorischen Tools im Köcher haben, meistern wir unvorbereitete Situationen umso besser.
Wie bereite ich mich auf eine Stegreifrede vor?
Wenn wir eine Bitte für eine spontane Präsentation oder Frage bekommen, sind wir erstmal überrascht. Die falsche Reaktion ist, gleich loszureden wie ein Wasserfall. Wenn uns z.B. ein Vorgesetzter eine unangenehme Frage stellt und wir unseren Wortschwall unkontrolliert an frische Luft setzen, sagen wir u.U. Sachen, die wir lieber nicht gesagt hätten.
Daher ist die wichtigste erste Reaktion: Zeit gewinnen.
Zeit gewinnen wir durch Pausen, Rückfragen, Verständnisfragen und z.B. durch eine Wiederholung der Bitte oder Frage. Wir verschaffen uns damit Zeit, um uns zu sammeln, zum nachdenken und überlegen. Gerade wenn wir durch einen Vorgesetzten ,,zur Rede" gestellt werden, sollten wir erst Zeit gewinnen, überlegen und dann reden. Wenn wir erst reden, kann das auch für uns nachteilig ausgehen. Ich bezeichne diese Situation gerne als Stegreifgespräch, wenn wir ,,zur Rede" gestellt werden.
Auch für die Stegreifrede selber ist das praktikabel, erst einmal Zeit zu gewinnen. In der weltweitvernetzten Rhetorikorganisation Toastmasters International gehören Stegreifreden zum alltäglichen Programm. Hier können Sie üben, üben, üben. Stegreifreden zu trainieren schult die Kreativität, Spontanität und Schlagfertigkeit. Zudem begegnen wir solchen unvorbereiteten und spontanen Situationen viel gelassener.
Struktur in der Stegreifrede
Wichtig ist aus meiner Sicht, die richtige Struktur parat zu haben. Wir alle wissen, dass eine Rede in Eröffnungsteil - Mittelteil - Schlussteil gegliedert werden soll. Damit sind unsere Zuhörerinnen und Zuhörer aufmerksamer, interessierter und der Spannungsbogen kommt besser zur Geltung. Für die Stegreifrede empfiehlt sich auch eine Struktur. Dann ist unser Gegenüber bei uns und wir verkaufen uns besser.
Eine einfache Struktur, mit der wir immer gut in der Stegreifrede beraten sind, ist Gestern - Heute - Morgen. Wir starten unsere Rede z.B. mit einem Ereignis in der Vergangenheit (Gestern). Als nächsten Punkt führen wir die aktuelle Situation vor Augen (Heute) und wagen zum Abschluss einen Ausblick in die Zukunft (Morgen). Zum Abschluss können wir noch eine Appell, eine Handlungsaufforderung oder Botschaft in der Gegenwartsform bringen (Profi-Tipp).
Beispiel für eine Stegreifrede:
Nehmen wir mal an, Sie sind im Hamburger Hafen an der Peking (Viermastbark im Hamburger Hafenmuseum) und sollen über die Peking eine Stegreifrede halten. Die Rede könnte z.B. so aussehen.
Frage: Was fällt Ihnen zum Thema Peking ein?
Antwort: Sehr geehrter Herr .... Sie haben mich gefragt, was mir zur Peking einfällt. Herzlichen Dank für die Frage.
Sie meinen sicher das wundervolle Schiff, was hinter uns am Anleger beim Hafenmuseum liegt. Über die chinesische Hauptstadt Peking kann ich Ihnen wenig sagen.
Die Peking war einst der größte Lastensegler der Welt. Sie lief 1911 hier in Hamburg vom Stapel und war auf den ganzen Weltmeeren zuhause. 2020 wurde sie im Rahmen einer großen Rückholaktion von New York zurück nach Hamburg geholt. (Gestern)
Heute dient die Peking im Hafenmuseum Hamburg als wichtiger Beitrag, um die Geschichte der Seefahrt sichtbar zu machen. (Heute)
In Zukunft ist die Peking ein wichtiger Bestandteil im Hafenmuseum, um vielen Menschen einen Blick in die Geschichte der Seefahrt und den Lebensbedingungen an Bord in den Jahren 1911 bis 1970 zu gewähren. Viele Touristen und Schulklassen werden an der Peking viel Freude haben. (Morgen)
Berichten Sie über die Peking. Ein Besuch lässt die Herzen höher schlagen. (Appell bzw. Handungsaufforderung)
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