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An der Startlinie unserer Bühne

Alles hat einen Anfang. Wenn Du an der Startlinie zum nächsten Marathon oder 10 KM-Lauf steht, spielt Dein Magen mit Dir Achterbahn. Bist Du in der Küche und willst für Deine Gäste ein Traummenü zaubern, kennt die Nervosität keine Grenzen. Jede Reise hat einen Anfang und ein Ende. Wenn der Startschuss fällt, bist Du in Action. Dann vergisst Du alle Qualen der Vorbereitung. Die Freude, dass es losgeht, überwiegt alles. Der Gang auf die Bühne ist genauso fesselnd wie der Start zum Marathon. Beides ist penibel vorzubereiten. Dann erreichen wir unsere Ziele. Wir erreichen unser Ziel, wenn wir die Ziellinie überqueren und mit dem Ergebnis zufrieden sind.

 

Der Gang auf die Bühne vor einer Präsentation oder Rede ist genauso wichtig wie das Ende. Das Zitat von Rolf H. Ruhleder (Rhetoriktrainer): ,,Der erste Eindruck ist entscheidend, der letzte Eindruck bleibt", ist das A und O für die Bühne. Die Zuhörer beobachten Dich bereits, wenn Du die Bühne betrittst.

Wer ist das, der oder die gleich zu uns spricht?

Welches Feuer entfacht der Redner in uns?

Ist die Rednerin mit Begeisterung bei der Sache?

Bekommen wir wieder einen schnöden Fachvortrag?

Fesselt mich die Präsentation?

 

Diese und viele Fragen mehr beschäftigen die Zuhörer. Der erste Eindruck ist der Gang auf die Bühne. Dann baut sich bereits eine Verbindung zwischen Redner/Rednerin und Publikum auf. Unser Ziel ist, dass das Publikum unserer Präsentation folgt. Wir wollen erreichen, dass nicht während des Vortrages bereits einige aufspringen und gelangweilt den Saal verlassen.

 

Deshalb ist es wichtig, dass wir uns vor der Startlinie Zeit für das Publikum nehmen. Wenn wir die Bühne betreten, steuern wir aufrecht, souverän und sicher unseren Platz in der Mitte der Bühne an. Wenn wir bereits in uns zusammengekauert die Bühne betreten, haben wir verloren. Dann nimmt uns unser Publikum als nicht souverän und unsicher wahr. Wir  haben bereits Minuspunkte gesammelt.

 

Wenn wir unseren Startpunkt vorne in der Mitte der Bühne eingenommen haben, bauen wir zum Publikum Blickkontakt auf. Jeder und jede Einzelne im Publikum sollte das Gefühl haben, dass der Redner bzw. die Rednerin ihn oder sie wahrgenommen hat. Das schafft Verbindung und Vertrauen zwischen Präsentierenden und Zuschauern*innen. Wir sollten nicht gleich losreden. Lassen wir unserem Publikum Zeit, sich einen ersten Eindruck von uns zu verschaffen. Das ist die Chance, dass der erste Eindruck positiv haften bleibt.

 

Wir stellen uns vorne auf der Bühne in die Mitte, bauen Blickkontakt auf, machen eine Pause, stehen aufrecht, die Füße schulterbreit auseinander und legen die Hände ca. in Höhe unseres Bauchnabels ineinander. So wirken wir am Anfang der Rede sicher und souverän. Mit der Pause lassen wir unserem Publikum Zeit, sich mit uns zu befassen. Die Aufmerksamkeit, das Interesse im Publikum steigt, was der bzw. die Vortragende zu sagen hat. Das sind Momente, wo das Publikum entscheidet, aufmerksam der Rede zu folgen oder zum Smartphone zu greifen und E-Mails zu checken.

 

Damit ist es nicht getan. Genauso wie der Gang auf die Bühne, der Blickkontakt und Standpunkt am Start sollte der Anfang der Rede sitzen. Wer kennt nicht die ersten Worte aus früheren Jahren: ,,Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich, Sie heute hier begrüßen zu dürfen...". Wenn Du das bereits 100000 gehört hast, wirkt das langweilig und abgegriffen. Gibt es keine Vorgaben aufgrund des Protokolls wie bei Staatsbesuchen, sind die ersten Worte einer Rede selten noch eine direkte Begrüßung. Auch in dieser Phase kann die Aufmerksamkeit des Publikums noch verspielt werden.

 

Heute starten Präsentierende mit einem Zitat, Anknüpfungspunkt an ein aktuelles Ereignis, einer Provokation, einer Geschichte... in eine Rede ein. Das schafft mehr Aufmerksamkeit und das Publikum hängt sprichwörtlich an den Lippen. Was folgt, was kommt. Der Spannungsbogen einer Rede wird durch einen Einstieg mit Wow-Effekt bereits an der Startlinie gespannt.

 

Mein Tipp an Dich: Nimm in Deiner Rede den Anfang genauso wichtig wie Deine Botschaft. Startest Du nicht gut in Deine Rede, bleibt für den ersten Eindruck selten eine zweite Chance. Damit der Start gelingt, bereite Dich intensiv auf Deine Rede vor. Dazu gehört auch, den richtigen Einstieg zu finden. Finde für den Einstieg eine persönliche Geschichte, ein Zitat, ein Anknüpfungspunkt an ein aktuelles Ereignis etc. Es gibt dazu viele Möglichkeiten.

 

Tipps zum Thema Körpersprache und Gang auf die Bühne gibt es auch in meinen Workshops SmartStarter und Masterclass Bronze. Melde Dich gerne an oder schreibe mich an, wenn Du mehr wissen willst.

 

Mein spezieller Tipp: Wenn Deine Rede beendet ist, gehe nicht gleich von der Bühne. Genieße den Applaus. Streife während des Applaus mit Deinem Blickkontakt Dein Publikum. Der Applaus ist Dein Applaus. Flucht ist der falsche Weg. Genieße Deinen Erfolg. Denn Deine Rede hat das Publikum animiert, Dir mit Applaus für eine wunderbare Leistung zu danken. Der Applaus ist eine Wertschätzung des Publikums für Deine Rede. Wenn Du den Applaus auf Dich wirken lässt, Du den Applaus genießt, ist das Deine Wertschätzung für Dein Publikum.

 

Jens-Uwe Adler

Redestolz

 

Foto: © 2021 Lightrooms

 

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